Als das Wünschen noch geholfen hat…
Es gab einmal eine Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat. So beginnt das Märchen vom Eisenhans der Gebrüder Grimm. Obwohl es Filme bzw. Bücher wie „The Secret“ gibt, vergessen wir leicht, wie machtvoll unsere Gedanken sind. Letzthin erzählte mir eine Freundin, wie sie sich beim Velofahren bei der Reithalle einen Platten geholt habe, weil’s dort immer so viele Scherben habe. Natürlich fällt mir das prompt wieder ein, als ich dort vorbeifahre – und zägg – fahre ich auch über eine Scherbe.
Die alten Yogis waren sich der Kraft der Sprache und des Denkens sehr bewusst. Worte waren ursprünglich Zauber. Mit unseren Worten können wir segnen oder verfluchen. Im Yoga gibt es die Vac Siddhi. Wenn jemand nie lügt, immer zu seinem Wort steht, die Wahrheit sagt, dann erhält sein Wort mit der Zeit eine solche Kraft, dass alles, was er ausspricht, wahr wird. Wie im Märchen mit den drei Wünschen…Stell dir das vor. Was für eine Verwantwortung. Aber wie ist es denn mit unseren Gedanken und Wünschen? Sind sie wirklich so harmlos, auch wenn sie nicht gleich augenblicklich manifestieren?
Swami Sivananda hat in seinem wunderbaren Büchlein über die Kraft der Gedanken nahrhaftes Gedankenfutter zum Thema zusammengestellt. Er schreibt:
„Gedanken sind etwas Lebendiges. Ein Gedanke ist genauso solid wie ein Stück Stein. Wir sterben vielleicht, aber unsere Gedanken können niemals sterben.
Jede Änderung des Gedankens wird begleitet von Schwingungen seiner geistigen Materie. Der Gedanke als Kraft braucht eine spezielle subtile Materie, um wirksam zu werden.
Je stärker der Gedanke ist, desto früher trägt er Früchte. Der Gedanke wird konzentriert und gerichtet. In dem Grad, in dem der Gedanke konzentriert und gerichtet wird, wird er wirksam für die Aufgabe, die er zu erfüllen hat.“
Die Yogis sagen, dass unsere Wünsche grosse Kraft haben. Es sind all unsere unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte, unsere geistigen Prägungen, die Samskaras, die uns im Kreislauf der Wiedergeburt festhalten, bis diese Wünsche in der einen oder andern Form befriedigt oder aufgelöst sind.
“Jeder Gedanke, der ausgesandt wird, ist eine Schwingung, die niemals vergeht. Sie schwingt in jedem Teil des gesamten Universums fort, und wenn die Gedanken edel, heilig und förderlich sind, versetzen sie jeden verwandten Gedanken in Schwingung.
Unbewusst nehmen alle Menschen, die dir ähnlich sind, Gedanken auf, die du ausgesandt hast, und je nach ihrer Kraft senden sie ähnliche Gedanken aus. Das Ergebnis ist, dass du, ohne die Konsequenzen deines Tuns zu kennen, große Kräfte in Bewegung setzt, die zusammenwirken und die niedrigen und schlechten Gedanken unterdrücken, die von selbstsüchtigen und bösen Menschen geschaffen werden.”
Also merke, denke an Scherben und du ziehst Scherben an… Denke an Gutes und du ziehst Gutes an. Und schickst es in die Welt. Und gleichzeitig beeinflussen deine Gedanken die Welt.
Mit unseren Gedanken schaffen wir Wellen und ziehen ähnliche Menschen an, ähnliche Themen. Du kennst das sicher auch, du hast z.B. Beziehungsprobleme und du triffst nur Menschen, die auch gerade Zoff haben mit ihrem Partner. Die ganze Welt scheint grad in der Beziehungskrise zu stecken. Das ist das Gesetz der Resonanz. Als ich mal vor Jahren in einer Frauenklinik gearbeitet habe, habe ich überall nur noch schwangere Frauen und Kinderwägen gesehen. Bis dahin waren mir Kinder eigentlich nur aufgefallen, wenn sie gerade lauthals schrien, aber nun bestand die ganze Welt nur noch aus Kleinkindern und dicken Bäuchen.
Was mich sehr berührt an Swami Sivanandas Worten oben ist das Potential, das wir haben, mit unseren Gedanken die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Eine wunderbare Praxis dafür ist das Segnen. Segen bezeichnet in ein Gebet oder einen Ritus, wodurch Personen oder Sachen Anteil an göttlicher Kraft oder Gnade bekommen sollen. Der christliche Begriff Segen entspricht dem lateinischen Wort benedictio, abgeleitet von bene „gut“ und dicere „(zu-)sagen“, also: jemandem Gutes
Wir können unseren eigenen Körper oder Geist segnen. Wer am Tantra 2 Workshop teilgenommen hat, kennt die Praxis von Nyasa, bei denen wir Aspekte des göttlichen in unserem eigenen Körper platzieren und ihn so zum Tempel machen. Oder uns ganz einfach Gesundheit wünschen und Vitalität in jeder Zelle, uns selber loben, unseren Körper. Je mehr Anerkennung wir uns selber zukommen lassen, umso treuer dient uns unser Körper und wird schneller gesund, wenn wir krank sind. Wie du diesen Segen formulierst, ist ganz dir selbst überlassen. Wichtig ist, dass du deinem Körper oder Geist sagst, was du gerne möchtest.
Unser Körper reagiert auch auf Segenssprüche oder Komplimente, die wir andern Menschen oder Dingen zukommen lassen. Versuch mal das folgende: Segne ohne Unterbruch und so lange du kannst alles Gute, an das du dich erinnern kannst und in deiner Umgebung und schau was bei dir passiert. Von Serge Kahili King, in dessen Buch „Instant Healing“ ich diesen Vorschlag vor vielen Jahren gefunden habe, berichtet von einem Mann, der sich durch Segnen in einer Woche von chronischem Asthma geheilt hat. Ich gehe gern durch die Stadt, schau mir die Menschen an und stelle mir vor, was sie gerade brauchen und wünsche ihnen einen ganzen Segenregen von Glück, Erfüllung, Wohlstand, Gesundheit und dass sie ihre Verbundenheit mit der göttlichen Kraft erkennen mögen.
Denke dran, mit je mehr Intensität und Beharrlichkeit du dir Dinge wünschst, umso schneller kommen sie in dein Leben, besonders wenn sie mit Emotionen verknüpft sind.
«Wenn euer Glaube nur so gross wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Berg sagen: ‘Rücke von hier dorthin!’, und es würde geschehen. Nichts wäre euch unmöglich!» (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 17, Vers 20)
Ich wünsche dir viele berührende Erfahrungen mit dem Segnen. Vergiss nicht, deinen Kommentar unten abzugeben, Ich freue mich über deine Erfahrungsberichte oder Einsichten.
Wer gerne das ganze Büchlein lesen möchte von Swami Sivananda findet unten den Link zum wirklich sehr lesenswerten Text.
Herzlichst,
Katharina
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