Ich esse gemütlich mit einer Freundin und ihrem Sohn Zmittag und beschliesse, dass dies der feierliche Auftakt ist meines ersten Borax-Selbstversuchs ist. Ich mixe einen Teelöffel des Pulvers mit einem Liter Wasser – und es klumpt. Ich rühre, rühre, rühre, es will sich partout nicht lösen. Schliesslich zerdrücke ich die Klumpen. Ich zeige meiner Freundin amüsiert die vielen Warnschilder auf der Packung: Kann die Fruchtbarkeit schädigen. Vor Gebrauch besondere Anweisungen einholen. Vor Gebrauch alle Sicherheitshinweise lesen und verstehen. Ein grosses schwarzes Dreieck klebt auch noch drauf und ein Mann mit einem Herz in ein rotes Viereck gerahmt. Sie entdeckt noch das Kleingedruckte auf der Rückseite: Vorgeschriebene persönliche Schutzausrüstung verwenden. Bei Exposition oder falls betroffen ärztlichen Rat einholen. Unter Verschluss aufbewahren. Muss unter Beachtung der Sonderabfallvorschriften einer Untertagsdeponie zugeführt werden. Hoppla George, und das will ich trinken? Leichte Zweifel sind gesät. Die meinen es ja wirklich ernst, die Herren und Damen Pharmazeutiker. Meine Bedenken gelten nicht so sehr diesen Warnschildern, sondern weil ich technischen und nicht pharmazeutisches Borax gekauft habe, das als Putzmittel deklariert wurde. Aber letztendlich ist es ja ein Mineral, das in der Türkei und andern Orten abgebaut wird und ich hoffe einfach, dass die nicht noch Zusatzstoffe reingemischt haben.
Beherzt nehme ich meinen ersten Löffel voll – und erschrecke, wie stark es „seifelet“, selbst in dieser hochverdünnten Konzentration. Urplötzlich durchzuckt mich Panik. Oh, was habe ich da wieder angerichtet. Ich spüle mir hektische den Mund aus und überlege, ob ich Erbrechen soll. Mehrere Male als Kind zog ich mir in meiner Experimentierfreudigkeit beziehungsweise Fresslust Vergiftungen zu als ich Zündhölzli ablutschte oder ein ander Mal eine Packung Kreislaufpillen meines Vaters. Und dann mit 23 starb ich um ein Haar in der marokkanischen Wüste an einer Vergiftung. Mein Kleinhirn schlägt Alarm. Innert Sekunden spüre ich einen intensiven Schmerz im Rücken, dann im Arm. Mein rechter Arm fühlt sich taub an, die Hand zuckt. Und mein Bewusstsein wird kristallklar und dehnt sich aus, als stünde ich neben mir. Nun weiss ich dummerweise nicht, ist das die Angst oder das Borax? Ich mache EFT und tappe die Angst weg. Die nächsten zwei Stunden tauchen immer wieder Schmerzpunkte an verschiedenen Körperstellen auf und verschwinden bald darauf und ich erinnere mich, gelesen zu haben, dass Borax die Kalkablagerungen im Körper auflöst. Und denke an die Herxheimer Reaktion und homöopathische Erstverschlimmerungen – all die Hefepilze in meinem Innern, die jetzt absterben. Natürlich beschäftigt das den Körper. Schön, dass etwas passiert, jubelt eine Stimme in mir, die andere jammert, oh wenn wir das bloss überleben. Die dritte, das müssen wir unbedingt wiederholen, damit wir herausfinden, ob die Reaktion auf Angst zurückzuführen ist oder auf Borax. Tja, es bleibt mir also nichts anderes übrig, als das Experiment zu wiederholen, aber ich denke, ich werde mit einer kleineren Dosis weiterfahren, da mein Körper im allgemeinen sehr sensibel auf Medikamente reagiert. Was für ein Abenteuer – Selbstversuch Chemielabor!
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