Nach zwei Wochen Yogaabstinenz nahm ich heute wieder meine Yogamatte hervor, die noch voller Erde ist vom Yoga in Wiese und Jurte am diesjährigen Sommercamp, wo wir jeweils am Morgen im taunassen Gras zusammen Yoga gemacht haben. Ein Blick aus dem Fenster liess es ratsam erscheinen, heute besser drinnen zu praktizieren. Düstere Wolken vertrieben die paar zaghaften Sonnenstrahlen und bald prasselte ein mächtiger Regenguss vom Himmel. Ich war gespannt, wie sich mein Körper anfühlen würde beim Yoga nach der vier-tägigen Wanderung in den Bergen, die mir noch in den Knochen steckte. Eine gute Gelegenheit auch für mich als Yogalehrerin nach zweiwöchiger Yogapause  zu erfühlen, wie sich Yoga für Neu- oder Wiederanfänger anfühlen mag.

VoP1010135r dem Yoga fühlte ich mich müde nach einer mückengeplagten Nacht, in der ich nachts um zwei entnervt mein Zelt auf dem Bett aufgebaut hatte, um den surrenden und stechenden Plaggeistern zu entgehen, aber dann viel zu heiss hatte in meinem stickigen Plastikverliess. Ausserdem hatte ich eine leichte Erkältung, der ich mit dem Neti-Kännchen zu Leibe rückte. Ich machte ein paar Aufwärmübungen und staunte, wie schnell sich das Bewusstsein klärte. Was mich dann völlig aus den Socken haute, war die Wirkung von nur schon einer Yogaübung. Ich beschloss, meinen geschundenen Beinen zum Trotz, Padahastasana, die Vorwärtsbeuge aus dem Stand, zu machen und ca. fünf Minuten zu halten. Schon nach wenigen Minuten begann mein ganzer Körper zu vibrieren, es war unglaublich zu erleben, wie die Lebenskraft durch mich pulsierte und alle Mattigkeit verschwand. Irgendwann fingen dann meine Oberschenkel an zu zittern. Ich liess sie zittern, all die Anstrengungen der Bergwanderung loslassend, mich öffnend für die zutiefst nährende Erdenergie, welche diese Übung so segensreich macht. Während der ganzen Yoga-Praxis und noch lange danach vibrierte mein Körper, es schien, als freute sich jede einzelne Zelle, auf diese Art belebt und berührt zu werden. Tiefe Dankbarkeit ergriff mich für dieses wunderbare Geschenk, das die alten Rishis der Menschheit mit diesen simpeln und doch so kraftvollen Übungen gemacht haben. Den ganzen Tag fühlte ich mich vital und wohl in meiner Haut und voller Tatendrang.