Wieder einmal wird mir die grosse Heilkraft der Natur bewusst. Vier Tage lang war ich arbeitshalber in einer Stadt, den ganzen Tag im Haus und nur zum Einkaufen hinaus in den Betondschungel. Eine vielbefahrene Strasse, an der Morgenverkehr statt Vogelgesang mich weckt und johlende Nachbarn mich nachts um den Schlaf bringen.
Und nun bin ich wieder auf dem Land, überwältigt von der wohltätigen Stille. Meine Lungen saugen sich voll mit frischer, feuchter Nachtluft. Der ganze Körper atmet auf, wird weit wie der Sternenhimmel über mir, befreit von der Enge der Stadt, entkommen der kleinen Welt der gehbehinderten Frau, die ich in ihrer Alltagsbewältigung unterstütze. Die Pflanzengeister heissen mich willkommen, ich rieche den betörenden Geruch des Geissblatts, würzigen Rosmarin und aparte Nachtkerze. Mein Geist wird ruhig, mein Atem tiefer. Hier kann ich atmen, hier kann ich sein. Ein Igel raschelt durch den Garten und Insekten gehen auf Nachtflug, angezogen vom Duft des Lavendels. Mein Herz öffnet sich voller Freude.
Kein Wunder, dass die Yogis sich in die Abgeschiedenheit des Dschungels oder in die Berge zurückzogen, Plätze mit viel Prana, voller Lebenskraft. Jeder Ort hat seinen Charakter wie wir Menschen und ist ein Lehrer. Der Garten lehrt mich Gelassenheit, Ruhe, Geniessen, Sein, Beständigkeit im Wandel, Kraft aus den Wurzeln und bedingungsloses Annehmen von allem, was ist.
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